#3: ..CUT

..TO: 

INT. LECTURE HALL, KNECHT-RUPRECHT-UNIVERSITY; DAY

Gonzo Gonzalez is sitting –like fifteen other rookies- on his desk in a small lecture room. The Professor mumbles something in some kind of barbaric dialect.

PROFESSOR
Avis akvabhjams ā vavakat: kard aghnutai
mai vidanti manum akvams agantam.

Gonzo tries to hide behind a book. By the title "Introduction to Indo-Germanic Language” you can see, that he is holding the book upside down..

Die Knecht Ruprecht Universität in Haidelburg hat im übrigen einen sehr guten, wenn nicht sogar unangefochtenen Ruf in gaaanz Europa. Dementsprechend verhalten sich auch die Profs dort. „Also, diese Provokation ist indiskutabel, anmassend und inadäquaat!! Woher nehmen Sie sich das Recht zu dieser penetranten Impertinenz!??“ Etwas derartiges ist mir natürlich nie wirklich von einem Prof gesagt worden, aber an der Haidenburger Uni hat man dank der durch die Reihe hoch- und überqualifizierten Akademiker stets das Gefühl den Herausforderungen der deutschen Sprache und Literatur in keinster Weise gerecht werden zu können.

Meine erste Hausarbeit entsprach dennoch durchaus den Vorstellungen und Erwartungen des Professors, doch ließ die Emphasis, die er bei der Notenvergabe unter vier Augen auf das Minus hinter der Note legte keinen Zweifel zu: Ich musste besser und fleißiger werden! Dieses Trauma versuche ich heute zu kompensieren, indem ich meine Sätze absurd und verwirrend verschachtele, um den anschein zu erwecken belesen und schlau zu sein und zudem Fremdwörter benutze, die es unter Umständen gar nicht gibt, die aber irgendwie cool klingen (sollen).

Emphsis gibt es im deutschen glaub ich wirklich (..es heißt dann: emphasE), und eben diese soll eigentlich ganz woanders liegen in diesem Text, weswegen ich versuche meine kurze Anekdote geschwind auf den Punkt zu bringen. [Mit meinem Freund Arndt (einer der belesendsten Menschen, die ich kenne - und erschwerend ein Fundamentalist in Bezug auf die deutsche Sprache) würde ich jetzt stundenlang darüber streiten, warum ich es für richtig (und nicht falsch) halte, gratis Fremdwörter zu benutzen, oder neue zu erfinden - Doch dazu später mehr...]
 
WEITER IM TEXT: Zu jener Zeit hatte ich schon zwei, oder drei Scheine an der Germanistischen Fakultät bestanden und war quasi schon auf dem allerbesten Wege eine Karriere als Literaturwissentschaftler einzuschlagen (Ha-haa!), wäre mir da nicht die Literatur selbst in die Quere gekommen, um mir endgültig einen Strich durch die Rechnung zu machen!
 
Nicht der Prof war es, der mir vor Augen führte, dass dies nicht mein Metier sein sollte, sondern der große William S. Burroughs, dessen populärsten Roman ich an jenem Tag hinter dem Althochdeutsch-Buch verborgen hielt, um ungestört lesen zu können. Eigentlich wäre das gar nicht nötig gewesen, da der Althochdeutsch Prof bestimmt über die 80 war und wahrscheinlich auch schon seit mindestens 20 Jahren seine Umwelt nur noch ins Bewusstsein treten ließ, wenn die kleinen Großnichten ganz unverhofft das jubiläre "Wotan herra hurt!" vortrugen.
 
Ich muss an dieser Stelle noch mal ausschweifen, damit die Situation in ihren Ur-Proportionen verstanden werden kann: Althochdeutsch muss man sich vorstellen wie den Ur-Großonkel von Deutsch, der schon im Jugendalter gerne mit der Ziege diskutierte und als Greis schließlich haidnische Verse rezitierte. Genau genommen hat es genau nichts mit der deutschen Sprache zu tun. Das Althochdeutsch ist gewissermaßen die nächste Sprachstufe nach dem Indogermanischen, dem das Germanisch und somit alle "skandinavischen" Sprachen entspringen. Holländisch, Finnisch, Dänisch, Schwedisch, usw. (Wahrscheinlich stimmt das jetzt alles gar nicht, ich hoffe ich schaffe es dies zu prüfen...) Althochdeutsch kann man vielleicht am besten mit Latein vergleichen, nur dass man noch seltener einem familiär klingenden Wort über den Weg läuft. Unglaublich, aber wahr!! Man kann es konjugieren, deklinieren und MUSS dies und sämtliche dazugehörigen Modi samt Irregularitäten (Hah-haaAa!) auswendig kennen, um Magister Artium der Germanistik werden zu dürfen.
Wie soll man aber bei einem Prof deklinieren lernen, der zwei von drei Silben aus Altersschwäche schlichtweg verschluckt und dem die Morpheme unausgesprochen aus dem Mund fallen? Der erfolgreiche Germanistikstudent in speE muss jedenfalls seine perfekten Althochdeutsch Kenntnisse unter Beweis stellen, indem er die Klausur besteht. Klar! Versagt man zwei Mal, so verfällt das Recht auf Germanistische Bildung im gesamten Bundesland und ZACK [=onomatopoetisch für „plötzlich“, „ehe man sich versieht“, „auf ein Mal“ oder äquivalente Ausdrücke der imminenten Ereignens], ab gehts zurück nach Karlsruhe zum Maschinenbau. Da ich ohnehin nur noch einen Versuch hatte (bei der ersten Prüfung bin ich gar nicht erst erschienen), hatte ich wahrscheinlich unbewusst die Hoffnung schon längst aufgegeben und saß ich nun da, mich hinter "Naked Lunch" und dieses wiederum hinter "Einführung in das Althochdeutsch" versteckend und bin gerade mitten in A.J.´s Jahresparty, wo ich folgendes lese: 

"..."Come along, baby." She leads the way into the bedroom. He lies down on his back and throws his legs back over his head, clasping elbows behind his knees. She kneel down and caress the backs of his thighs, his balls, running her fingers down the perennial divide. She push his cheeks apart, lean down and begin licking the anus, moving her head in a slow circle. She push at the sides of the asshole, licking deeper and deeper. He close his eyes and squirm. She lick up the perennial divide. His small, tight balls.... A great pearl stands out on the tip of his circumcised cock. Her mouth closes over the crown. She sucks rhythmically up and down, pausing on the up stroke and moving her head araund in a circle. Her hand plays gently with his balls, slide down and middle finger up his ass. As she suck down toward the root of his cock she tickle his prostate mockingly ..he grin and fart."

Nicht, dass ich durch solch Humor leicht zu beeindrucken sei, aber:

"..he grin and fart."

Ich breche also inmitten der Stille der "Einführung in das Althochdeutsch" vor Lachen zusammen. Als ich nach drei Minuten vergeblicher Versuche den Lachanfall zu unterdrücken und zwei Minuten autogenem Training feststellen muss, dass es hierfür keine vernünftige Lösung gibt verlasse ich den Seminarraum. Der Prof nimmt keine Notitz davon - es interessiert ihn nicht. Draussen versuche ich es mit Schocktherapie:"He grin and fart - he grin and fart - he grin and fart - he grin and fart..."! Okay. Es geht wieder. Ich gehe in den Seminarraum zurück. meine Kommilitonen schauen mich an, würden gerne mitlachen, doch ihre fragenden Gesichter sind bei der Bewältigung meines Problems sind sonderlich hilfreich. Schon der Weg zurück an meinen Platz wird zur Lach-unterdrückungs-Probe der härtesten Art! Doch es gelingt. Ich sitze. Als ich aus dem Augenwinkel feststelle, dass mein Kampf nun DOCH bis zum autistischen Professor vorgedrungen ist -denn er hebt den Kopf (wenn auch nur leicht), um nach meiner Konstitution zu schauen- breche ich erneut zusammen. Das wars. Ich packe so schnell ich kann meine Sachen und mach nen Abgang aus der Germanistischen Fakultät – für immer.


Ich kann heute noch nicht glauben, dass mich nach 50 Seiten, wo ich mich doch an den Humor und die Obszönitäten des Autors gewöhnt hatte ein kleiner Satz, der aus vier Wörtern besteht, so aus dem Konzept reißt. Und aus der Germanistischen Fakultät. Doch das war wohl (hoffentlich) irgendwie das einzig Richtige...


[Fortsetzung folgt: ..bald.]
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