Nietzsche..

& DIE MUSIK


Friedrich Nietzsches Begeisterung für die Musik -der er letztendlich auch die prägende Beziehung zu Richard Wagner und seiner Gattin Cosima von Bülow verdankt- kam nicht von ungefähr: Nietzsches Mutter verfügte selbst über ausreichend musikalische Kenntnisse, um ihrem jungen Sohn die Grundlagen des Klavierspielens beizubringen...

[Bild gefunden: L.D.F.-Lounge]    


Seine Freude an der Musik soll so groß gewesen sein, dass er sich zu Weihnachten Partituren wünschte. Als Vierzehnjähriger schreibt der heranwachsende Friedrich das Traktat "Über Musik":

"Gott hat uns die Musik gegeben, damit wir erstens, durch sie nach oben geleitet werden. Die Musik vereint alle Eigenschaften in sich, sie kann erheben, sie kann tändeln, sie kann uns aufheitern, ja sie vermag mit ihren sanften, wehmütigen Tönen das rohesten Gemüt zu brechen. Aber ihre Hauptbestimmung ist, daß sie unsre Gedanken auf Höheres leitet, daß sie uns erhebt, sogar erschüttert. ... Auch gewährt die Musik eine angenehme Unterhaltung und bewahrt jeden, der sich dafür interessiert, vor Langeweile. Man muß alle Menschen, die sie verachten, als geistlose, den Tieren ähnliche Geschöpfe betrachten. Immer sei diese herrlichste Gabe Gottes meine Begleiterin auf meinem Lebenswege und ich kann mich glücklich preisen, sie liebgewonnen zu haben. Ewig Dank sei Gott von uns gesungen, der diesen schöen Genuß uns darbietet!" ¹

Auch versuchte sich Nietzsche als Komponist, was zahlreiche Notenblätter belegen. Die folgende Anekdote illustriert Friedrich Nietzsches musikalisches Schaffen: Als eine Geste der Bewunderung läßt er dem Pianisten und Dirigenten Hans von Bülow (Cosima Wagners Ex-Gatte) eines seiner Stücke mit dem Titel "Manfred Meditation" zukommen, womit er sich diesem gewissermaßen offenbart.

Selbstironisch beschreibt Nietzsche hierbei seine Musik als 'zweifelhaft' und sogar 'entsetzlich'. Bülow erwidert, indem er Nietzsches Komposition als 'das Extremste von phantastischer Extravaganz' und als das 'Unerquicklichste und Antimusikalischste' beschreibt, was ihm seit langem zu Gesicht gekommen sei. Er fragt Nietzsche, ob es seine Absicht gewesen sei sämtliche 'Regeln der Tonverbindung, der höheren Syntax und der gewöhnlichen Rechtschreibung zu verhöhnen'.

Weiter bezeichnet er Nietzsches "Manfred-Meditation" als musikalisches Fieberprodukt, das in die moralische Welt übersetzt mit einem Verbrechen gleichzusetzen sei. Außerdem rät von Bülow ihm gänzlich davon ab jemals wieder einen kompositorischen Versuch zu unternehmen, da Nietzsche mit Gewißheit selbst Schaden daran nehmen würde. Abschließend äußert von Bülow sein Bedauern darüber der Auslöser dafür gewesen zu sein 'einen so hohen und erleuchteten Geist wie den Ihrigen, verehrter Herr Professor, in so bedauerliche Klavierkrämpfe gestürzt zu haben.' ²




"Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu tanzen verstünde."³

[...also sprach Zarathustra..]



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[1] Nietzsche, Friedrich: Aus meinem Leben:  Über Musik. In: Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. Karl Schlechta (Hrsg),  München 1954, Bd.3, S.34ff.
[2] Ross, Werner: Der ängstliche Adler. Friedrich Nietzsches Leben, Stuttgart 1980. S. 321f.
[3] Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen. In: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe. Giorgio Colli und Mazzino Montinari (Hrsg), München 1993, Bd.IV, S. 49.
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